Junge Raucher leben gefährlich q.e.d. - 09. November 2006

Zusammenhänge zwischen dem aktivem Rauchen und Asthma bei Jugendlichen belegt eine Studie des Instituts für Epidemiologie der Uni Ulm, die jüngst in der Fachzeitschrift „Thorax” publiziert worden ist. Demnach erhöht sich das Risiko, an Asthma zu erkranken, bei jungen Rauchern verglichen mit gleichaltrigen Nichtrauchern um das 2,3-Fache.

Professor Stephan Weiland, Direktor des Instituts und Leiter der Studie, sowie Jon Genuneit, Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Erstautor, haben die Ergebnisse der Presse vorgestellt. Laut Weiland sind die Erkenntnisse inzwischen auch von einer amerikanischen Untersuchung nun bestätigt worden. Fest steht: Das Risiko an Asthma zu erkranken, steigt bei den jungen Rauchern um das 2,3-Fache. Und dabei konnten die Ulmer Wissenschaftler eine Beziehung zwischen Dosis und Wirkung sowohl für die Dauer als auch für die Intensität des aktiven Rauchens nachweisen. So ergab sich für Jugendliche, die nach eigenen Angaben bis zu zwei Jahre geraucht haben, ein knapp zweifach höheres Risiko für Asthmasymptome gegenüber Nichtrauchern. Bei Jugendlichen, die mindestens vier Jahre geraucht hatten, erhöhte sich das Risiko aufs Vierfache. Während Gelegenheitsraucher im Vergleich zu Nichtrauchern ein ca. 1,5-fach höheres Risiko für eine Asthmadiagnose aufwiesen, stieg das Risiko bei Teens, die mehr als zehn Zigaretten pro Tag geraucht hatten, auf mehr als das Dreifache.


Dabei lag das mittlere Alter beim Beginn des aktiven Rauchens bei 14 Jahren. Die mittlere Dauer des Rauchens betrug 2,6 Jahre. Im Mittel rauchten die untersuchten Probanden zehn Zigaretten pro Tag. Ca. 34 Prozent der Teilnehmer hatten angegeben, aktiv zu rauchen oder geraucht zu haben. Ungefähr zehn Prozent der Jugendlichen entwickeln unabhängig davon während oder nach der Pubertät Asthmasymptome.


Basis dieser Untersuchung waren die Daten von Jugendlichen, die als Zehnjährige erstmals 1995/96 in Dresden und München an einer Studie zu Asthma und Allergien teilgenommen hatten und 2002/03 erneut untersucht worden sind. Zu dem Zeitpunkt umfasste die Kohorte knapp 3.800 Jugendliche, „also eine groß angelegte und absolut aussagefähige Studie”, wie die Autoren einhellig betonten. „Zu den gesundheitlichen Auswirkungen des Passivrauchens bei Jugendlichen hat es bislang kaum vergleichbare Untersuchungen gegeben”, so Professor Stephan Weiland.


Genuneit zufolge belegt die Studie zum ersten Mal, „dass sich die chronische Erkrankung der Atemwege innerhalb von zwei bis drei Jahren manifestiert, also zeitnah zum Beginn der Raucherkarriere und nicht als Spätfolge im Alter”. Weiland („die deutschen Jugendlichen sind beim Rauchen in Europa mit an der Spitze”) kam in diesem Zusammenhang überdies zu der Erkenntnis: „Die Jugendlichen unterschätzen zum einen die Abhängigkeit, zum anderen die Konsequenzen ihres Verhaltens.” Er plädiert deshalb für ein generelles Tabakwerbeverbot: „Das wäre ein wichtiges Signal.” Jon Genuneit, 27, ist für diese Arbeit übrigens kürzlich mit dem Nachwuchspreis der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie ausgezeichnet worden.


Asthma: Genuneit, Weinmayr, Radon, Dressel, Windstetter, Rzehak, Vogelberg, Leupold, Nowak, von Mutius, and Weiland: Smoking and the incidence of asthma during adolescence: results of a large cohort study in Germany Thorax, Jul 2006; 61: 572 - 578.