Orient-Express für jedermann - 19. November 2006

Kein anderer Zug der Welt hat so eine Geschichte geschrieben. Der Meisterdetektiv Hercule Poirot hat darin „ermittelt”, James Bond „Liebesgrüße aus Moskau” überbracht. Die Rede ist vom legendären Orient-Express, diesem luxuriösen Fünf-Sterne-Hotel auf Schienen. Und es ist genau dieser, der gerade in Augsburg Halt macht. Nicht verpassen!

Nur heute noch kann man im Augsburger Bahnpark das rollende Luxusrefugium bewundern. Von 11 bis 17 Uhr ist die Ausstellung „Der Mythos Orient-Express” im stilechten Ambiente zu erleben. Gleichzeitig läuft auch die Ausstellung „Mythos Orient”, die südliche Dampflokhalle ist bewirtet. Außerdem kann der Orient-Express bis zum 30. November für Veranstaltungen ab 20 Personen gemietet werden. Kontakt unter Telefon 0821.650.78.90.


Orient Express - Speisewagen


Inspiriert von George Mortimer Pullman, hatte der Belgier Georges Nagelmackers anno 1883 gegen beinah unüberwindliche Widerstände den Orient-Express gebaut. Am 4. Oktober 1883 dampfte der erstmals aus dem Pariser Bahnhof „Gare de l'Est” mit Ziel Konstantinopel (heutiges Istanbul). Von Anfang an dabei war eine illustre, kosmopolitische Kundschaft. So erstaunt es nicht, dass sich bereits um die Jahrhundertwende eine Vielzahl von Legenden um diesen „Palast auf Schienen” rankte. Der Orient-Express war in jeglicher Beziehung eine Pioniertat: Reisen ohne Umsteigen, Komfort, Ausstattung der Wagen, Küche Service, usw. Nie zuvor hat ein Zug so viel Prestige besessen; kein anderer Zug der Welt hat politisch, ja diplomatisch, wirtschaftlich und kulturell eine derart wichtige Rolle gespielt! Die beiden Weltkriege setzten ihm allerdings zu. Letztlich war es jedoch die übermächtige Konkurrenz auf der Strasse und in der Luft, die ihn aus dem Rennen warf. Im Mai 1976 nahm der König der Züge, der Star aus Film und Literatur, die Strecke nach Istanbul das letzte Mal unter die Räder.


Von Beginn an galt der Orient-Express als Symbol der privilegierten Gesellschaft. Und dies bescherte ihm und seinen Passagieren Bewunderung, manchmal auch Neid. Berichtet wird in einer langen und stürmischen Geschichte von Geiselnahmen in fernen Gefilden, aber auch von Zwangsaufenthalten wegen Sabotagen, Überfällen oder Schneeverwehungen. Im Jahr 1929 steckte der Orient-Express ca. 100 Kilometer vor Konstantinopel für zehn Tage in einer Schneewehe fest; die Passagiere konnten nur mit Hilfe der Einwohner eines nahe gelegenen türkischen Dorfes überleben. Der Orient-Express gehört jetzt einer Wiener Familie und die hat ihren Nostalgiezug bis Ende November im Bahnpark geparkt. Er ist restauriert und mit seinen lilafarbenen Sesseln, blauem Teppich und seiner Wandverkleidung aus kaukasischem Nussbaum ein Schmuckstück auf Schienen.


Früher reisten Zaren, Fürsten, Könige und Staatspräsidenten mit dem Orient-Express, heute kann jedermann einen kleinen Nostalgietrip unternehmen. „Wir machen viele Tagesfahrten, vermieten aber auch für Veranstaltungen”, erklärt die stolze Besitzerin Karin Fleischhacker. So kann heute im Waggon „La Presidentelle”, in dem dereinst de Gaulle Queen Elizabeth II. empfing, gemütlich Geburtstag gefeiert werden.


Besucher können das Schmuckstück noch heute bis 17 Uhr bestaunen. Nichts wie hin!